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Internationales Management – wenn der Jetlag zum Alltag wird

Rund 50 Studierende interessierten sich am 22.04.2015 für die erste Talkrunde von „studio:A – Der Career Talk mit Alumni“. Zum Thema „Internationales Management – Chancen und Risiken“ konnten der Alumniverbund der Universität Siegen in Kooperation mit der Hochschulgruppe VWI ESTIEM und der Fachgruppe „Alumni Maschinenbau Siegen“ Jens Stadter und Detlef Scheppe als Talk-Gäste gewinnen.

Was sind für Sie wichtige Aspekte im Internationalen Management? Mit dieser Frage eröffnete unser Moderator Alexander Mattheus, VWI Vorstandsmitglied und Masterstudent des Wirtschaftsingenieurwesens, die Talk-Runde. Jens Stadter, Vice President bei Tsubaki Kabelschlepp, stellt den Menschen beim Internationalen Management in den Vordergrund. „Im internationalen Geschäft ist es wichtig, die Kultur des anderen Landes zu kennen. Interkulturelle Kompetenz ist unverzichtbar und bewahrt häufig vor peinlichen Erlebnissen.“ Detlef Scheppe, Executive Vice President bei Siemag Tecberg, kommt gerade aus Vietnam – erst am Morgen stieg er aus dem Flieger. Noch am selben Tag besucht er seine alte Universität, ist zum ersten Mal seit fast drei Wochen wieder im Lande. „Das gehört zum Alltagsgeschäft. Ich hatte keine Auszeit, werde morgen direkt wieder ins Büro fahren. Zum Glück gibt es in Deutschland, anders als in Vietnam, guten Kaffee.“, berichtet der Alumni schmunzelnd. Internationales Management bedeutet für ihn flexibel zu sein, Sprache, Kultur, Emotionen und Verhaltensstrukturen des jeweiligen Landes adaptieren zu können. Interkulturelle Kompetenz ist für die Alumni unverzichtbar. Jens Stadter arbeitet für Kabelschlepp, ein Unternehmen, das 2010 von dem japanischen Unternehmen Tsubaki gekauft wurde und heute unter Tsubaki Kabelschlepp GmbH bekannt ist. „Die asiatische Mentalität war zunächst eine Herausforderung. Der Übergabe der Visitenkarte wird beispielsweise viel mehr Wert zu gesprochen, als das in Europa der Fall ist. Allerdings darf man nie vergessen, dass ich als Europäer in Asien bin und auch so von den Kollegen akzeptiert werde.“ Tsubaki Kabelschlepp unterstützte Stadter in dem ein Sprachlehrer engagiert wurde, der nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur näher bringen sollte. Auch in Japan gab es im Unternehmen Unterricht in deutscher Sprache und Kultur.

Bei Siemag Tecberg, einem historisch gewachsenen und innovativen Unternehmen, operierend im konservativen Marktumfeld des Bergbaus musste sich die interne Denkstruktur ändern. Im Unternehmen selbst wurden Muttersprachler beispielsweise als Key Account Manager eingesetzt, um ein Bindeglied zwischen den Kulturen zu schaffen. Fettnäpfchen bleiben allerdings nicht aus, schnell wird die deutsche Pünktlichkeit als unhöflich angesehen oder ein ausschweifender Karaokeabend endet mit ausgeschaltetem Strom.

Im globalen Wettbewerb muss man sich täglich behaupten. In diesem Punkt waren sich die Talk-Gäste einig. Dazu gehört, dass man sein Produktportfolio verkaufen muss und mit dem Druck, der auf den eigenen Schultern lastet, umgehen zu können. Derzeit ist der globale Wettbewerb gezeichnet durch viele Wettbewerber, die den Preisdruck erhöhen und die Kostenstruktur nach unten drucken. In ihrer Stellung als Vice President müssen die Alumni täglich diesen Herausforderungen entgegen treten und die passenden Antworten parat haben. Stadter betont, dass die globale Expansion wichtig ist und lokal investiert werden muss. Auf die Frage ob die Alumni dies der Starrheit deutscher Unternehmen zu schreiben erwidert Scheppe, dass ein Unternehmen oft dann starr ist, wenn die Geschäftsführung starr ist. Visionäre Ideen fördern ein dynamisches Tagesgeschäft. Immer wieder in ihrer Karrierelaufbahn müssen sich die Alumni mit Handelsembargos auseinandersetzen. Sie gehören zum globalen Wettbewerb hinzu. Scheppe betont, dass jedes Embargo immer auch neue Möglichkeiten eröffnet. Embargos eröffnen Chancen? Es ergeben sich so z.B. auch neue Märkte. Gleichzeitig gilt es auf politische Entwicklungen wie die der Finanzmärkte zu reagieren und ggf. auch Situationen auszuhalten. Hierfür wären jedoch weitsichtige Planungen und gute Verhandlungen mit Absicherungen erforderlich. Und wie ist das dann eigentlich mit der vorherrschenden Moral im internationalen Business, so die Nachfrage eines interessierten Teilnehmers Von einer fehlenden Moral wollen die Alumni nicht sprechen. Wichtig ist es, dass man nach getaner Arbeit immer noch in den Spiegel gucken kann und moralisch gefestigt ist.

Detlef Scheppe studierte in Siegen Elektrotechnik mit dem Schwerpunkt Automatisierungstechnik, Jens Stadter schloss sein Studium als Diplom Wirtschaftsingenieur ab. Beide Studiengänge bereiteten die Alumni auf ihren Job vor, ihre heutige Position ist allerdings der Entwicklung einer Karriere mit der Anreicherung von Erfahrungen im Berufsleben zuzuschreiben. Jedoch betonen beide, dass das Studium eher ihren Charakter geformt hat. Das heißt, sie lernten in kürzester Zeit komplexe Sachverhalte zu verstehen. Selbstdisziplin, -organisation und –strukturierung sind Grundpfeiler für ihren Beruf, in ihrem Studium wurde dafür das Fundament gelegt. Fachlich kann besonders Detlef Scheppe nicht vom erlernten Stoff profitieren. Als Elektrotechniker arbeitet er heute in einem Maschinenbauunternehmen. Zu Beginn war das sehr schwierig für ihn, da die Arbeit aber ein miteinander ist und learning by doing das Arbeitsleben bestimmt, fand er sich schnell zu recht. Die Frage nach Unterstützung durch das Unternehmen ist da natürlich nicht weit. Beide Alumni empfehlen, dass man sich einen Mentor suchen sollte, der den eigenen Weg unterstützend begleitet. Dies kann schon im Studium passieren, aber spätestens im Beruf sollte eine Person an der Seite sein, der man vertrauen kann. Im Arbeitsverhältnis ist ein Fördern und Fordern für Detlef Scheppe der beste Weg zum Erfolg. Auch wenn der Weg zur angestrebten Karriere oft steinig sein kann, wenn man sich einbringt und ehrgeizig am Ball bleibt, kann man sein Ziel erreichen. Fakt ist und bleibt aber, dass man sich eine solche Stelle verdienen sollte und dann auch der Verdienst kommt.

Die beiden Alumni haben für ihre Karriere viel auf sich genommen, ein Aspekt, dem die beiden etwas wehmütig gegenüberstehen ist, dass die Familie oft zu kurz kommt. Beide sind verheiratet und Familienväter und froh darüber, dass ihre Frau ihnen oft den Rücken frei hält. „Wer nicht bereit ist zu verzichten und Führungsverantwortung zu übernehmen, der wird auf der Karriereleiter nie nach ganz oben gelangen.“, so Scheppe. “Das bedeutet auch, dass soziale Kontakte ausgeblendet werden müssen. Wenn man, dann aber die Geburt, Einschulung und andere elementare Momente im Leben der Töchter verpasst tut das brutal weh.“ Als Gegengewicht zum Businessberuf treiben die beiden Sport.

„Ich habe mehr Zeit auf Flughäfen verbracht, als die meisten Menschen. Dafür kenne ich mittlerweile in fast jedem Land auf der Welt mindestens einen Menschen, den ich als beruflichen Freund bezeichnen und den ich jederzeit anrufen kann. Das ist ein gutes Gefühl.“ so Jens Stadter. Die beiden leben im Hier und jetzt. Stadter ist gesundheitsorientiert, kann sich noch nicht vorstellen, ohne das berufliche Reisen zu leben. „Ich brauche den Stress, um ruhig zu bleiben.“

Die beiden haben Wege gefunden, um mit dem Druck und sogenannten Neidern umzugehen. Detlef Scheppe betrieb bis Mitte 2014 neben der Managerkarriere noch eine weitere Karriere als Schiedsrichter im Fußball. Rund 300 Bundesligaspiele wie auch in der Champions League pfiff er und war international im Einsatz. Ob das hilfreich für die Karriere gewesen sei? Größtenteils ja, denn er musste mit Druck auf dem Spielfeld umgehen können, spürt bis heute keine Nervosität und kann konstruktiv mit Kritik umgehen. Wichtiger aber noch ist, dass er dort auch schnell Entscheidungen zu treffen hatte und die Mimik und Gestik der Fußballer analysieren musste. „Ich musste wissen, was er machen will, bevor er es selbst wusste.“ sagt der Alumni. Heute ist er sich nicht mehr sicher, wie er beides all die Jahre unter einen Hut bringen konnte. Oft landete er von einer Geschäftsreise, packte seine Sporttasche und flog zum Fußballspiel. „Dass Gute war, Vertragsverhandlungen mussten dann auch tatsächlich bis zum Freitag beendet sein.“, so der ehemalige Schiedsrichter.

Die beiden empfehlen den Studierenden Praxiserfahrungen zu sammeln, ob das eine Ausbildung ist oder Praktika. Außerdem ist es wichtig, sich gut zu verkaufen. In der technischen Branche ist der Praxisbezug fast unverzichtbar. Ferner nahmen die Alumni sich noch ausgiebig Zeit um die Fragen der Anwesenden Studierenden zu beantworten und nahmen sich Gesprächsimpulse zu Herzen. So diskutierten sie mit den Studierenden über Förderprogramme für Frauen, da der Anteil von Frauen in Führungspositionen im technischen Bereich noch mehr als gering ist und arbeiteten gemeinsam erste Optimierungsvorschläge aus. Vertieft wurden diese Diskussionen nach der Talkrunde bei Brezeln und Getränken, die Alumni unterhielten sich noch lange Zeit mit den anwesenden Studierenden und genossen sichtlich die Auszeit vom stressigen Alltag.


Kathrin Wagner, Redaktion Alumni-Team

 
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