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Javier Kafie

Einen normalen Tagesablauf als Filmemacher? Den scheint es nicht zu geben. Einen Tag zum Beispiel müsse man den ganzen Tag an einer Stelle filmen, Einstellungen präzisieren, warten, bis die Sonne gut steht oder der Regen vorbei ist. Den anderen Tag müsse man von Drehort zu Drehort ziehen, unter Zeitdruck, um danach die Tage mit dem Bearbeiten des gewonnenen Materials vor dem Computer zu verbringen. Nebenher gestalte man eine Homepage, verfasse Texte und deren Übersetzung. Diese Erfahrungen macht zumindest Javier Kafie im Moment. Der in Mexiko geborene kreative Kopf aus El Salvador bezeichnet sich heute als Produzent und Regisseur bei literarischen und audiovisuellen Projekten für die Firma El Monstruo. Momentan hat er allerdings sein eigenes Projekt: „CU4TRO PUNTOS C4RDIN4LES“ (oder „The four Cardinal Points“) heißt der Film, an dem er gerade arbeitet. Während seines Studiums der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft (damals LCMS)2004 bis 2008 an der Universität Siegen lernte er, die Sprache der Medien zu sprechen und Geschichten auf verschiedenste narrative Arten zu erzählen. In seiner neusten Produktion will er dieses Wissen in seinem Heimatland El Salvador anwenden.

Auf der Suche nach dem verlorenen Blick

„Kulturjournalismus ist ein Feld, in dem hier kaum jemand tätig ist. Fast alle meine Kommilitonen aus Deutschland sind nach dem Studium nach Berlin gegangen. Da ist der Wettbewerb natürlich ziemlich groß.“, weiß Javier, Darum bemüht er sich, die Vielfalt seines Landes nach außen zu tragen und sich von der „Gewalt-Narrative“, die im Bezug zu seinem Land besteht, zu distanzieren.

Das Leben in Geschichten erzählen

Javier Kafie beschäftige sich schon immer auf künstlerischer Ebene mit seiner Umwelt. Während seines Erststudiums in Oklahoma, USA, fühlte er sich in seiner Kreativität allerdings eher eingeschränkt. Das lag zwar nicht an dem Studiengang „Studiokunst und Literatur“, aber an den Umständen. Um sich das Studium finanzieren zu können, musste er sehr viel arbeiten. Er suchte im Internet nach alternativen Studiengängen bis er auf die Uni Siegen stieß. „Ich dachte ich sehe nicht richtig, als ich las, dass ich keine Studiengebühren zahlen muss, um genau das zu studieren, was mir Spaß bereitet“, erinnert sich Javier. „Und dazu noch eine neue Sprache und eine neue Kultur kennenlernen – perfekt.“ Mit 22 Jahren zog er nach Deutschland. Während seiner vierjährigen Studienzeit engagierte er sich immer nebenher bei studentischen Initiativen wie „CampusTV“, „Radius 92.1“ und „Fool on the Hill“. „Ich war begeistert von dem Angebot an Möglichkeiten und konnte mein theoretisches Wissen so auch in die Praxis umsetzen“. Für Javier ist das Prinzip „learning by doing“ in vielen Lebenssituationen der Schlüssel zum Erfolg. Gerade in der Medienlandschaft geht es darum, sich auszuprobieren und nicht still zu stehen. Für sein derzeitiges Projekt sei es wichtig, ein gutes Auge für kulturell wertvolle Inhalte zu haben, die Potenzial haben für größere Produktionen.

„CU4TRO PUNTOS C4RDIN4LES“

Zusammen mit seinem Freund und Produzent von versucht er einzufangen, wie die Menschen und Gemeinschaften in El Salvador sich und ihren wirtschaftlichen und sozialen Status weiterentwickeln. „The Four Cardinal Points“ kann man im Deutschen als „Die vier Himmelsrichtungen“ bezeichnen. Der Film soll vier Personen aus vier verschiedenen Regionen in El Salvadors portraitieren. vip_kafie1 Die Geschichten sind nicht nur repräsentativ für die regionale Vielfalt, sondern auch für die kulturelle und soziale Vielschichtigkeit dieses Landes in Zentralamerika. Dafür sucht er sich Personen aus ganz unterschiedlichen Umfeldern. Das kann eine schöne Baderegion mit Bergketten und guten Surfkonditionen sein oder aber eine Region, die früher vom Guerilla-Krieg bestimmt war und heute vielleicht eher abschreckend wirkt. Was er nicht möchte, ist in den Tourismusdiskurs hineinzufallen. „Ich will mich auf die Menschen konzentrieren“.

Am besten nie stillstehen

Sein Lebensmotto ist „Das beste Leben ist eines, in dem die Suche nie endet.“ Javier sucht immer wieder neue Herausforderungen. Freizeit und Alltag sind bei Javier eigentlich gar nicht zu trennen. Er liebt das Reisen, Klettern, Fotografieren und lässt sich so immer wieder neu inspirieren. Fragt man ihn nach seiner größten Motivation für seine Filme, so antwortet Javier, dass er sein Leben am liebsten komplett durch Geschichtenerzählen gestalten würde. „The four Cardinal Points“ ist bei weitem nicht sein erstes Filmprojekt „Wir leben in einer audiovisuellen Welt. Geschichten zu erzählen, in dem ich sie nieder schreibe, ist mir nicht ergiebig genug.“, beschreibt er.

Zur Zeit arbeitet Javier an einem Konzept für ein eigenes Unternehmen. Javier erklärt: „Wir sind gerade dabei, eine Medienfirma zu gründen, um unsere Produktionen zu professionalisieren und besser verbreiten zu können, aber auch, um unsere Dienstleistungen anzubieten.“ Parallel spielt er mit dem Gedanken, an eine Filmschule nach Mexiko zu gehen. Doch vorerst will er sich mit seinen Produktionen in der Medienlandschaft erst einmal einen Namen machen.

Mit Kickstarter durchstarten

Kickstarter ist momentan die größte Finanzierungs-Plattform für kreative Projekte weltweit. Jeden Monat versprechen zehntausende Menschen Millionen Dollar an Projekte aus den Bereichen Musik, Film, Kunst, Technologie, Design, Essen, Veröffentlichungen und anderen kreativen Feldern. Hierbei geht es nicht um eine Investition. Die Projektkoordinatoren bewahren ihre Eigenständigkeit und bieten ihre Produkte und ihre Erfahrungen an, die aus jedem Projekt einzigartig entstehen. Auch Javier und sein Team haben sich dafür entschieden, diese Plattform zu verwenden, um Unterstützung für die Produktion ihrer Dokumentation zu bekommen. Niemand kann erwarten, kreative Projekte ohne die nötigen Mittel durchzuziehen. Bei Kickstarter gibt es allerdings eine Bedingung: das vorab gesetzte Finanzierungsziel muss erreicht werden, bevor die Zeit abläuft, ansonsten gibt es gar kein Geld. „So wird uns die Möglichkeit geboten, unser Konzept ohne Risiko zu testen.“, so Javier. Sein persönlicher Finanzierungszeitraum läuft am 16. Juli 2011 ab, danach geht es in die Postproduktion des Film. Bis dahin hoff er weiterhin auf Unterstützung. Auf folgender Kickstarter-Seite stellt er sein Projekt mit einem Trailer vor: http://www.kickstarter.com/projects/1744368325/the-four-cardinal-points?ref=live

Eine Harmonie aus Mischung und Vielseitigkeit

Es ist schwer, Javiers eigenen Stil zu beschreiben. Das wagt er sich eigentlich nicht mal selbst. Er bleibt allerdings auch nicht bei nur einem Genre. Er hat die Erfahrung gemacht, dass er mit Vielseitigkeit das beste Ergebnis erzählt, solange die einzelnen Elemente harmonisch miteinander interagieren. „Außerdem liebe ich auch die Schönheit und Wahrheit im Unausgesprochenen“, beschreibt Javier. Manchmal lässt er graue Stellen in seinen Geschichten, die der Leser oder Zuschauer dann selbst mit eigenen Vermutungen füllen soll. „Ich behaupte nicht, alle Antworten vorzugeben – viele der richtig guten Geschichten bringen sogar wichtige Fragen auf.“

 

Dieser Artikel wurde verfasst von Eva-Maria Musholt und basiert auf einem Telefoninterview mit Javier Kafie im Juni 2011.

 
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