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Boas Schwarz

Boas Schwarz „Fast nichts ist unmöglich...“ Mit dieser Einstellung geht Boas Schwarz durchs Leben. Wenn man Fotos von seinen Reisen und Aufträgen betrachtet, dann glaubt man ihm das sofort. In seinem Job begibt er sich oft in extreme Situationen und stößt auch manchmal an seine Grenzen. Vom Kameraliebhaber, über das Studium der Medienwissenschaft bis hin zu seinem Traumberuf, hat Boas sich seinen Weg gebahnt: seit September 2011 ist er Kameramann bei der Marco Polo Film AG in Heidelberg. Die Filmproduktion ist spezialisiert auf Naturfilme und Dokumentationen. Abenteuerlust aber auch Realismus ist in diesem Job gefragt. Boas Lebensmotto spiegelt dies wieder. Wenn er eines bisher gelernt hat, ist es das Grenzerfahrungen gemacht werden müssen, aber Grenzen nicht überschritten werden sollten. Denn unmöglich ist schließlich nur fast alles.



Von Höhenflügen und Grenzerfahrung –
der abenteuerliche Job eines Dokumentarfilmers

Probieren vorm Studieren

Eigentlich wollte Boas ja Bio studieren. Er ist in der Nähe des Schwarzwaldes in dem beschaulichen Dorf Ittersbach aufgewachsen. Naturverbunden war er schon immer und darüber hinaus auch sehr entdeckungsfreudig. In seiner Freizeit war er oft mit seiner Kamera unterwegs. Vielleicht haben ihn diese Interessen dazu verleitet, noch vor dem Studium das Praktikum bei der Marco Polo Film AG (http://www.marco-polo-film.de/de/) in Heidelberg zu wagen. Die Filmproduktion dreht Naturfilmdokumentationen für die öffentlich rechtlichen Sender ARD, ZDF und ARTE und verkauft auch international ihre Produktionen. Diese sind alle dokumentarischer Herkunft. Hauptsächlich geht es um Tiere, Natur oder Expeditionen. Einmal ging es allerdings auch um ein Wissenschaftsprojekt in Chile. Dort haben sie Alma, das größte Radioteleskop der Welt in der Atacama-Wüste vorgestellt, welches 5000 Meter hoch ist. Als Kameramann musste Boas dieser Höhe natürlich standhalten.

Boas SchwarzNach der Arbeitserfahrung bei Marco Polo in einem „super Team“, wie er es beschreibt, hat Boas das Interesse an dem Biologiestudium verloren. Ihm schien nun das Studium der Medienwissenschaft am plausibelsten. In Foren im Internet las er über die Angebote verschiedener Unis. Siegen hat ihn mit dem hohen praktischen Anteil im Studium überzeugt und so hat er sich relativ spontan beworben. Was das Praxisangebot in Siegen angeht, so wurde er nicht enttäuscht. Das lag allerdings nicht an den Lehrangeboten des Studiengangs, sondern an dem Zugang zu ausgezeichnetem technischen Equipment. Oft zog er in Eigenverantwortung mit seinen Kommilitonen los, um eigene kleine Produktionen zu realisieren. In den Semesterferien konnte er weitere Produktionen bei der Marco Polo Film AG begleiten. Dass er direkt nach seinem Abschluss als festeingestellter Mitarbeiter dort anfängt, hätte er anfangs auch nicht erwartet: „Ich habe zum Ende meines Studiums hin darüber nachgedacht mich selbstständig zu machen.“ Die Produktionen, die er neben dem Studium realisierte, haben ihn darauf gebracht. Mit einem guten Studienfreund begleitete Boas im Sommer 2010 eine Schulklasse aus der Siegener Musikschule mit der Kamera während eines gemeinsamen Projekts mit ihrer Partnerschule in Venezuela.

Das Interessante steckt im Unbekannten

Zurzeit ist Boas Schwarz wieder in Venezuela – diesmal allerdings mit Werner Herzog, einer der deutschen Filmregisseure, der neben seinen Spielfilmen (z.B. Cobra Verde mit Klaus Kinski) auch zahlreiche dokumentarische Arbeiten vorzuweisen hat. Über ihn ging es auch in Boas Abschlussarbeit: Grenzerfahrungen in den Dokumentarfilmen von Werner Herzog. „Eigentlich war das meine erste richtige wissenschaftliche Arbeit, die mich sogar zum ersten Mal für die medienwissenschaftliche Theorie begeistern konnte.“, erzählt Boas. Umso beeindruckter ist er nun, mit Werner Herzog selbst unterwegs sein zu können um von ihm zu lernen. In Venezuela zieht es die beiden zu den geheimnisvollen Tafelbergen, den Tepuis. Vorerst zum letzten Mal steigt das Marco Polo Team mit dem Heißluftballon in die Luft, um den letzten Teil der Reihe „The world’s greatest balloon adventures“ (in der deutschen Übersetzung: „Höhenflüge“) zu drehen. Werner Herzog selbst ist fasziniert von den Inselbergen und wird daher Regie führen. Die vorangehenden vier Teile wurden in der Mongolei, in den Alpen, auf Sri Lanka und in Kenia gedreht.

Boas scheint keine Scheu zu zeigen, dabei ist er in seinem Leben auch schon oft bis an seine Grenzen gegangen. Während des Studiums in den Semesterferien ging er zum ersten Mal auf Höhenflug – er durfte bei den Dreharbeiten in der Mongolei dabei sein. Es war sein erster Dreh in Eigenverantwortung. Als zweiter Kameramann saß er im Heißluftballon, wo höchste Sicherheit geboten war. „Das war vielleicht das erste Mal, dass ich mir Gedanken darüber gemacht habe, ob ich diesem Job gewachsen bin“, resümiert Boas. Zuvor hatte er immer nur assistiert oder in der freien Natur Übungsaufnahmen von Eichhörnchen gefilmt. Gefährliche Situationen waren ihm allerdings nie fremd. Per Anhalter durch Amerika trampen oder Wildcampen – beim Reisen reizen Boas eher unkonventionelle Methoden. Er erzählt davon, wie er einmal beim Schneeschuhwandern, von einer Lawine erwischt wurde und danach kurzzeitig im Rollstuhl saß. „Das war wohl mein gefährlichstes Erlebnis“, erinnert er sich. Er hat allerdings viele abenteuerliche Geschichten auf Lager. Zu Arbeitszwecken war er in den letzten 1,5 Jahren in zehn verschiedenen Ländern. Was ihn am meisten beeindruckt hat, kann er gar nicht sagen. Ihm gefallen die Begegnungen mit Menschen, weil man in Gesprächen so viel lernen kann. Mit dem Heißluftballon unterwegs zu sein, hat ihm auch eine andere Sicht auf die Welt eröffnet. Als sie in Kenia gelandet sind, kamen direkt mehrere hundert Kinder, haben sie belagert und ihnen total begeistert die Schule gezeigt. „Verrückt war auch das Erlebnis mit den Affen in Südafrika“, denkt Boas zurück. „Die sind in Restaurants eingebrochen und haben Sachen geklaut. Ich habe den gefährlichsten der Bande verfolgt und wollte ihn vor die Linse bekommen.“

Flexibilität ist gefragt

Boas SchwarzAls Dokumentarfilmer hat man es nicht besonders leicht, gute Bilder einzufangen. Da braucht man viel Geduld. Gerade wenn es darum geht, wilde Tiere zu filmen. Da versteckt man sich in Tarnzelten oder fährt mit dem Auto herum und wartet auf den richtigen Moment. Weitwinklige Objektive und Linsen sorgen dafür, dass man möglichst nah ans Geschehen kommt. Manchmal ist man mit einem Assistenten unterwegs, manchmal mit einem Regisseur. Man bekommt eine grobe Vorstellung, wie sich die Produzenten die Aufnahmen wünschen, doch ohne ein geschultes Auge und Flexibilität lässt sich der Job als Kameramann nur schwer realisieren.

Wenn Boas nicht gerade unterwegs ist, dann arbeitet er in der Firma in Heidelberg. Dort befinden sich das Büro, die Werkstatt, das Archiv und die Technik. Boas kümmert sich dabei um die Technikinstandhaltung und manchmal bekommt er die Aufgabe, technische Dinge für die Drehvorbereitungen zu bauen. Einfache Schnittarbeiten und Filmaufarbeitung am PC gehören ebenfalls zu seinem Tätigkeitsbereich. Da er auch öfter schon an eigenen Produktionen gearbeitet hat, d.h. seine eigenen Filme zusammengeschnitten hat, ist ihm auch dieses Arbeitsfeld eines „Filmemachers“ nicht fremd.

Ein Name, den man sich merken sollte

Bei der studentischen Filmpreisverleihung in Siegen, dem „Der goldene Monaco“, stand er irgendwann immer mit einer Auszeichnung in der Hand auf der Bühne. Sei es für einen Werbefilm, den er im Rahmen eines Kurses in der Uni drehte oder für eine Dokumentation übers Klettern („The Vertical Line“ auf http://www.youtube.com/watch?v=n7DB6rzW1tI). „Der goldene Monaco ist eine super Plattform und die Präsentationen der Studierenden werden wirklich honoriert“, schwärmt Boas. „Es ist super, dass bei dieser Gelegenheit nicht nur die Medienwissenschaftler die Chance bekommen, ihre Kreativität unter Beweis zu stellen.“ Bedauerlich sei nur, dass sich der Wettbewerb auf Siegen beschränke, denn das Konzept hätte Potential. Generell hat Boas die kreativen Freiheiten seines Studiums immer geschätzt.

Auf die Frage, ob er sich seinen beruflichen Traum schon erfüllt hat, antwortet er nur mit einem Lächeln in der Stimme „Es ist ein Traumjob!“. Wir werden Boas Schwarz sicherlich noch öfter auf Preisverleihungen entdecken, seinen Namen zu hören oder im Filmabspann zu lesen bekommen.

Boas Schwarz

Boas Schwarz – den Blick Richtung neuer Abenteuer gerichtet.

Dieser Artikel wurde verfasst von Eva-Maria Musholt und basiert auf einem Telefoninterview.

 
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